Zeitzeugen: Maria Parzer 1908-2006

Veröffentlicht am 30. Dezember 2024 um 08:21

Maria Parzer wurde 1908 geboren und verbrachte ihre Kindheit und Jugend im Stadtteil Wilten, wohnte im schönen Eisenbahnerwohnblock in der Egger-Lienz-Straße 14 der 2019 abgerissen wurde. Sie kannte das alte Innsbruck von welchem ich so schwärme.

Sie erlebte die Stadt noch ohne Autos, die ersten Straßenbahnen, konnte als Kind mit anderen Kindern unter dem ehemaligen Straßenbahn-Viadukt in der Egger-Lienz-Straße und rund um den Westbahnhof fangen spielen, es gab keinen Südring. 1923 machte sie ihre Lehre zur Verkäuferin in einem noblen Bekleidungsgeschäft an der Ecke Salurner Straße/Adamgasse, führte dort auf Wunsch von Kunden auch schöne Kostüme vor, sie war eine wunderschöne junge Frau. Zu dieser Zeit mussten die Eltern noch für die Ausbildung etwas bezahlen. Nach der Lehre zog sie von Wilten in die (Innenstadt) Maximilianstraße 11, wohnte dort viele Jahrzehnte über der ehemaligen Konditorei Köberl gegenüber der Hauptpost und arbeitete im ehemaligen Kaufhaus Bauer & Schwarz (das spätere Kaufhaus Tyrol) als Verkäuferin.
Sie besuchte Lokalitäten wie das Schindler, Hochhaus Café, Stadtcafé etc. und kannte noch den ersten Hauptbahnhof mit dem Vereinigungsbrunnen, das Original Hotel Europa und Tyrol welche beide im 2. Weltkrieg sowie der Bahnhof zerstört wurden. Von ihrer Wohnung aus konnte sie in den Innenhof vom Gefängnis in der Maximilianstraße blicken, heute steht dort das Gebäude vom Oberlandesgericht. Der zweite Weltkrieg war eine schlimme Zeit, sie hatte ja als Kind auch den ersten erlebt, Hunger und Armut haben sie sehr geprägt.

Ein schöner Abschnitt waren dann wieder die späteren 1950er und 60er Jahre. Das Telefon hielt im Haushalt Einzug, man leistete sich einen Viertelanschluss und den ersten Fernseher. Einkaufen ging sie zum Palmers, in die Bärendrogerie, zum Lebensmittelhändler Mölk, alle gleich ums Eck in der Maria-Theresien-Straße oder zum Konsum in der Andreas-Hofer-Straße, ...

In ihrer Freizeit am Wochenende war sie auch öfters im Freibad Schönruh, wanderte am Patscherkofel, besuchte den Bretterkeller oder das ehemalige Hotel Mariabrunn auf der Hungerburg und blickte von der Caféterrasse des Hotels auf die Stadt. Eine große Leidenschaft war das Theater und besuchte das damalige Stadttheater so oft sie konnte, sie liebte die Operette und alles von Giacomo Puccini.

Das oben gezeigte Foto im Format 50 x 70 cm hing in den frühen 1950er Jahren lange Zeit im Schaufenster beim ehemaligen Fotografen Busarello in der Maximilianstraße.

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